Was Sie vor dem Welpenkauf beachten sollten

Das leidige Corona-Thema... 

 

Die Ausgangssperren und die damit verbundene Isolation weckt wohl leider vermehrt den Wunsch bei manchen Menschen, sich einen Hund anzuschaffen. Zu Zeiten von Corona sehnen sich Viele nach tierischer Gesellschaft. Doch wer sich einen Welpen ins Haus holen möchte, sollte bedenken, dass es auch eine Zeit NACH Corona geben wird. Vielleicht ohne Home Office, und wieder mit dem Wunsch, auch in den Urlaub zu fliegen. Ein Hund bedeutet aber Verantwortung, und das in der Regel für 12 bis 15 Jahre! Man sollte sich also ernsthaft Gedanken machen, ob man dieser Verantwortung auch nach der Pandemie zeitlich, emotional und auch finanziell, gewachsen ist. 

 

Leider kommen mittlerweile täglich viele Anfragen nach Welpen - deutlich mehr als noch vor Corona. Bitte überdenken Sie noch einmal gründlich, ob die Entscheidung für einen Welpen das Richtige für Sie ist, bevor Sie mich kontaktieren. Sollten Sie nicht sicher sein, sehen Sie bitte von einer Anfrage direkt ab. 

 

Warum VDH? 

 

Unser Verein Spaniel Club Deutschland e.V. hält sich an das international anerkannte Regelwerk des VDH (Verband für das Deutsche Hundewesen). Der VDH untersteht indes der Federation Cynologique Internationale (FCI) und setzt sich für die Erhaltung der Rassen und eine gesunde Zucht ein. 

 

Um mit unseren Cocker Spaniels züchten zu können, sind wir an dieses strenge, aber notwendige Regelwerk gebunden. Ein Cocker muss eine vom VDH und / oder der FCI ausgestellte Ahnentafel besitzen, er wird auf HD geröngt und von einer offiziellen Auswertungsstelle ausgewertet, im Rahmen einer Zuchttauglichkeitsprüfung werden Gebiss, Größe, Nähe zum Standard und auch das Wesen kontrolliert. Zusätzlich werden mittels Gentest auf diverse Erbkrankheiten getestet und entsprechend nach bestem Wissen und Gewissen verpaart. 

 

Es wird vorab von einem Zuchtwart die Zuchtstätte kontrolliert und abgenommen, sofern sie den Vorgaben entspricht, um Welpen gesund und wesenfest aufwachsen lassen zu können. Auch wird der Wurf von einem Zuchtwart begutachtet und kontrolliert. 

 

Leider gibt es viele "Züchter", die sich an diese strengen Regeln und Kontrollen nicht halten wollen oder können. Dort kann man auch nicht feststellen, ob die Ahnen der Hunde wirklich stimmen. Man kann nicht nachweisen, ob wissentlich zB. kranke Hunde miteinander verpaart wurden. Es gibt vielleicht keine Kontrollen durch geschulte Zuchtwarte, um Missstände zu vermeiden. Lassen Sie sich nicht einreden, dass der VDH es übertreiben würde - und VDH Hunde gar krank gezüchtet würden. Ein verantwortungsvoller Züchter nimmt sich der Regeln an und versucht sein Bestes, gesunde Tiere zu züchten. Natürlich sind Tiere KEINE Gegenstände, und sie können eben auch individuell, wie wir Menschen auch, an diversen Erkrankungen leiden. Aber im VDH ist man zumindest so an die Regeln gebunden, dass man viele (Erb-)Krankheiten schon von vorneherein ausschließen kann. 

 

Lassen Sie sich auch nicht beirren, wenn der Welpe angebliche Papiere hat. Papiere kann jeder mit dem Drucker ausdrucken, aber ohne VDH und FCI Logo sind sie nicht einmal das Papier Wert, auf dem sie stehen. Denn niemand weiß, ob es überhaupt stimmt, was da drauf steht. 

 

Kaufen Sie nie einen Welpen nur aus Mitleid. So schwer es einem fällt - das Leid wird mit jedem Kauf nur schlimmer. Die Muttertiere werden ausgebeutet bis auf das Letzte, für jeden verkauften Welpen werden drei neue "produziert" - so lange der Rubel rollt. Es gibt nur eine Lösung für dieses schreckliche Problem: Hundehändler und Vermehrer NICHT unterstützen. 

 

Ein VDH Welpe ist zu teuer?

 

Heutzutage wird gern für alles im Internet recherchiert. Sei es ein neues Handy, ein neues Auto, ein neues Sofa und und und... überall schaut man nach Erfahrungsberichten und versucht für sich, dass Beste zu finden. Für Qualität zahlt man schließ´lich auch gern, denn dann hat man ja auch viel mehr Freude daran. Warum aber recherchieren viele Welpeninteressenten nicht auch vorher so gründlich? Warum wird beim Welpen gern an der "Qualität" gespart? 

 

Bitte nicht falsch verstehen, ich meine damit sicher nicht, dass zB. Hunde ohne VDH Papiere keinen Wert hätten. Es geht nicht um das Emotionale. Es geht um die Qualität der Zucht. Es sollten beste Bedingungen sein, für die Hündinnen und für die Welpen. Ein guter Züchter sozialisiert seine Welpen bestmöglich, und steht dem Welpenkäufer auch ein Hundeleben lang mit Ratschlägen zur Seite, wenn gewünscht. Jeder Wurf wird mit viel Aufwand geplant, denn es muss sehr viel dabei berücksichtigt werden. Jeder Welpe wird tierärztlich betreut, entwurmt, gechippt, erhält seinen EU Heimtierpass und seine Impfungen. 

 

Ist der Preis nun also gerechtfertigt? 

 

Was kostet es eigentlich, Hunde zu züchten? Verdient der Züchter sich damit nur eine "goldene Nase"? Ich muss jedes Mal mit dem Kopf schütteln, wenn ich mit solchen Vorwürfen konfrontiert werde (und ja, viele Leute denken tatsächlich so!). Es ist leider so viel Unwissen, viele verstehen gar nicht, was das Hobby Hundezucht alles kostet! Hier mal ein kleiner Einblick: 

 

Zunächst braucht man natürlich eine Zuchthündin. Man zahlt auch hier den entsprechenden Preis, nimmt oft sehr weite Fahrten in Kauf um eine passende Hündin zu finden, teils tausende Kilometer. Man sollte einem dem VDH angeschlossenen Verein beitreten, was natürlich auch einen regelmäßigen Mitgliedsbeitrag kostet. Die Hündin muss beim Tierarzt auf HD geröngt werden, diese Aufnahme wird an eine Auswertungsstelle geschickt, wo sie von entsprechend geschulten Tierärzten bewertet wird. Auch das kostet sehr viel Geld. Dann muss dem Hund Blut abgenommen werden und an das Labor geschickt werden, um es auf diverse Erbkrankheiten zu testen. Pro Test noch mal ca. 100€. Dann wird eine Zuchttauglichkeitsprüfung fällig, auch dafür müssen oft weite Wege in Kauf genommen werden und es fallen natürlich entsprechende Kosten an. Dann muss jährlich von einem speziell geschulten Tierarzt (DOK) eine Augenuntersuchung vorgenommen werden.

 

Ausstellungen sind keine Pflicht, aber sie sind dennoch wichtig für Züchter und die Zucht, um zu wissen, wo in etwa man sich mit seinen Hunden befindet, und auch um neue Kontakte zu knüpfen und eventuelle Deckrüden zu finden. Sie denken auf Ausstellungen gewinnt man Preise und Geld? Falsch gedacht! Ausstellungen KOSTEN Geld. Sehr viel Geld. Neben den recht hohen Meldegebühren muss man oft auch sehr weite Fahrten und eventuelle Übernachtungen einkalkulieren. Gewinnen kann man letztlich "nur" Titel und eventuell eine Schleife oder Pokal, wenn überhaupt. 

 

Der Deckrüde ist natürlich auch nicht umsonst, und um eine wirklich gute Verpaarung zu gewährleisten fährt man oft hunderte Kilometer.

 

Das Welpenzimmer möchte natürlich auch vorbereitet werden, auch das kostet alles Geld. Angefangen bei den gröberen Dingen wie Wurfkiste, Wärmelicht usw., und geht natürlich auch weiter mit kleineren Dingen wie homöopathische Mittel um die Geburt zu unterstützen, spezielles Futter für die Mutterhündin, Nahrungsergänzung und wichtige Vitamine oder auch die Kosten für die permanent laufende Waschmaschine. Auch der Zuchtwart rechnet natürlich für seine Kontrollen ab. Den Tierarzt nicht zu vergessen, denn jeder Welpe wird natürlich auch geimpft, gechippt, entwurmt und bekommt seine Papiere. 

 

So langsam sollte es auch jedem dämmern, dass Hundezucht wohl doch kein so gewinnbringendes Hobby ist. Denn hier zähle ich nur die Kosten auf, die anfallen, wenn alles perfekt läuft. Leider läuft es fast nie immer nur perfekt im Leben - und dasselbe gilt auch in der Hundezucht. So wird beileibe nicht jeder teuer gekaufte Hund auch zuchttauglich oder eignet sich am Ende für die Zucht, nicht immer ist eine Hündin nach einem Deckakt auch tragend, und ja es kann auch sein dass es zu einem Geburtsstillstand kommt und die Hündin Samstag Nachts einen Kaiserschnitt braucht, was schnell tausende Euros kosten kann. 

 

Und dann gibt es natürlich auch noch den Posten, den man gar nicht mit Geld aufwiegen kann: die ganze Zeit, die ganze Liebe und das Herzblut, dass man als Züchter investiert. Viele Tränen bei Rückschlägen, viel Freude wenn man die Welpen gesund aufwachsen sieht. 

 

Ist ein Welpe bei einem seriösen Züchter nun also wirklich zu teuer? Billiger ist sicher möglich, aber es müssten Abstriche gemacht werden. Wo würden Sie denn Abstriche machen wollen? Bei der Gesundheit der Zuchttiere? Bei der Zeit, die man in die Welpen investiert? Bei der Aufzucht? Beim Tierarzt? Bei den Kontrollen? Sie sehen, jeder Punkt ist wichtig und ein seriöser Züchter macht keine Abstriche. 

 

Ein Welpe hat seinen Preis, und dieser ist angemessen und kein seriöser Züchter kann sich daran bereichern. 

 

 Annemarie Wolf, Mai 2020